Samstag, 16. Juli 2011

Loveparade: Sicherheitskonzept

Sie haben sicherlich diverse Verfilmungen von Katastrophen gesehen. Was fällt dabei auf? Die Warner und Skeptiker werden verlacht, nicht ernst genommen, als Spinner oder Spielverderber bezeichnet und möglichst schnell ausgeschaltet.

Bauchgefühl? Was hat der SPON denn da veröffentlicht?
"14 Jahre lang hat seine Firma die Sicherheit bei der Love Parade mit gewährleistet. 14 Jahre lang gab es keine Toten. 14 Jahre lang hat keiner damit gerechnet, dass es ausgerechnet auf diesem Festival zur Katastrophe kommt."

In all' den Jahren sind die Menschen nicht in einem Gelände wie Vieh eingezäunt worden. Es gab bei den vorangegangenen LPs genug Fluchtmöglichkeiten. Es waren nicht 16 Überwachungskameras, sondern mindestens 17. Man munkelt, es wären 18 gewesen. Ich frage mich, warum sie Kamera Nummer 13 nicht im Visier hatten? Es wurden noch nie so viele Kameras eingesetzt. Warum wohl?

Lassen Sie den Artikel auf sich wirken und denken Sie sich Ihren Teil. Es gibt Formulierungen in dem Text, die uns ärgern: "dem Strom der Menge willenlos hingaben..., verschwitzte Raver."  Er freut uns für Herrn Dietrich, dass der Kameraton nicht lief. Wir haben viele Schreie gehört. Wir konnten nicht helfen, aber das Umfeld beruhigen und nach dem Verlassen des Geländes Ordner, Polizei und Rettungskräfte informieren. Ihre Reaktionen waren eindeutig. Sie wussten von nichts. Uns haben die Ereignisse der LP gelehrt wie schnell man ungeahnt in eine Katastrophe geraten kann. Wie hilflos und ausgeliefert man ist und das Wort Verantwortung für etliche Leute ein Fremdwort zu sein scheint. 

Durch Gespräche wissen wir viele Dinge vom Hörensagen z. B. über die Funklöcher und das Handyversagen. Komischerweise funktionierten die Handys der VIPs. Uns fehlen die Beweise. Wenn die Leute sich nicht öffentlich äußern wollen, weil sie Angst um ihre Arbeit und ihre Existenz haben, ist das schwierig. Wir kennen Polizisten, denen man eine Maulschelle verpasst hat. Wir stellen keine Zeugenaussagen ein, wenn wir nicht das Einverständnis dieser Personen haben. Ich wünschte mir, sie geben sich einen Ruck und öffnen sich öffentlich. Es kann bei der Aufklärung hilfreich sein.

Ich habe mir beim SPON zwei Kommentare geklaut, die mir gut gefallen: 
"Von einer Meute zu sprechen in Ihrem Artikel ist schon sehr fragwürdig meine Damen und Herren des Magazins. Es sind immer noch Menschen. Das sich nach über einem Jahr tolle Hechte zu Wort melden dürfen in Ihrem Blatt mach mich fassungslos. Eine Veranstaltung mit nicht einmal einem drittel der Menschen in Duisburg erfordet ein Sicherheitsplan von 2-3 Jahren!! Man hat dieser Stadt Duisburg einen Makel aufgedrückt durch Fehlentscheiungen die seines gleichen suchen. Es fehlt bis heute der all entscheidende Satz alle massgeblich Beteiligten: WIR HABEN UNS GEIRRT und ES TUT UNS UNGLAUBLICH LEID.


Was Sie da schreiben ist völliger Unsinn. Meine Bekannte und ich nähern uns eher dem Rentenalter und keineswegs waren dort nur Jugendliche anzutreffen. Ich sah keine Betrunkenen und aggressiven Randalierer. Bei jedem Bundesliga Spiel, das ich besuche, geht es ruppiger zu, als was wir dort bis zur Panik vorfanden."

Unsere Gruppe war mit drei Generationen vertreten. Um uns herum sahen wir Menschen vom Kinder- bis zum Rentenalter. Randalierer haben wir nicht gesehen. Manch einer hatte zu tief in die Flasche geschaut oder am Joint gezogen. Das haben wir im Vorübergehen auf dem Weg zu dem von uns auserkorenen Platz gesehen. Man kann die Besucher nicht unter Generalverdacht stellen. Ja, beim Fußball kann es ruppiger sein. Deswegen bin ich mit meiner Brut jahrelang zum Fußball gegangen und auch zur LP erfolgte der Begleitschutz.

Da ich vor Jahren bei einem Konzert von Michael Jackson fast zerquetscht wurde, begebe ich mich freiwillig nicht mehr in die Mitte einer Menschenmenge. Ich bevorzuge die Nähe der Notausgänge. Da gab es aber keine. Man wurde automatisch mitgewuppt. Es ging so schnell. Es wundert mich nicht, dass die Leute die Zäune eingerissen oder überklettert haben. Wer jahrelang im Sicherheitsbereich tätig war, sollte über Erfahrungswerte verfügen.

Es stört uns, wie man medial negativ über Duisburg herfällt. Wir bleiben am Ball. Die Verantwortlichen haben sich lange genug davor gedrückt mit den Angehörigen und den Opfern zu sprechen. Wir haben es getan, wildfremde weinende Menschen in den Arm genommen und ihnen zugehört. Man trifft sie immer wieder am Tunnel, an der Rampe, in der Innenstadt, am Rathaus. Sie wollen Antworten und keine dämlichen nachgeplatterten Ausreden, die irgendein Ghostwriter formuliert hat. Manchmal fehlt die Antwort und es genügt einfach da zu sein.

Sauerland schliesst Rücktritt nicht mehr aus. Interessante Kommentare. Schuld und Verantwortung können manche Leute immer noch nicht auseinander halten. Denen die Feinheiten erklären zu wollen, ist Perl' vor die Säue geschmissen. Herr Jäger ist Innenminister. Sein Verantwortungsbereich ist der Polizeieinsatz. Sauerland dürfte erfahren haben, wie viele Stimmen für das Abwahlverfahren in kurzer Zeit gesammelt wurden. Bei der ARGE wird er sich nicht vorstellig machen müssen. Vielleicht sind die protestierenden Bürger Duisburgs ein Vorreiter. Wie es ausschaut, ist die Staatsanwaltschaft gründlich.

Und verdammt nochmal prüfen Sie Ihre Steuerbescheide. Eins meiner Vergnügen. Haben Sie jemals Finanzbeamte einknicken sehen, weil sie einen fehlerhaften Steuerbescheid zu Ihren Ungunsten verschickt haben? Ich mehrfach. Das ist immer der Computer schuld. Ein Computer ist so schlau wie der Mensch, der vor ihm sitzt. Kicher, dann müssen sie zähneknirschend korrigieren. Wir Menschen haben Rechte. Je mehr sie in Anspruch nehmen, desto brenzliger wird es für die Verantwortlichen, die sich am liebsten davon schleichen und angeblich mit ihrem Namen dazu stehen. Was heißt im Auftrag von?

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