Freitag, 11. Dezember 2009

Underachiever, Mitläufer und Überflieger

Underachiever sind Kinder und Jugendliche, die die schulische Leistung verweigern. Sie sind nicht über-, sondern unterfordert. Der Schulstoff ist ihnen aufgrund ihrer Intelligenz zu langweilig. Sie haben Frust. Sie können ihr Intellekt in Schule und Ausbildung nicht ausleben. Sie werden nicht gefördert. Ihre Neigungen werden nicht erkannt. Sie können sich nicht mitteilen. Sie bekommen schlechte Noten, werden gerne als faul oder dumm bezeichnet und landen häufig in Sonderschulen, in denen sie nichts zu suchen haben.

Wikipedia erklärt es so:
"Der Minderleister (engl.: „Underachiever“, von: „to achieve“, zu dt.: „etwas zustande bringen“, „ein Ziel erreichen“) oder Leistungsverweigerer[1] bezeichnet eine Person (wie z. B. Schüler), welche in ihren Leistungen (z. B. Schulnoten) unter ihren Möglichkeiten bleibt. Sie erbringt also Minderleistungen im Vergleich zu dem, was aufgrund ihres kognitiven Leistungsvermögens zu erwarten wäre. Im Gegensatz dazu stehen die „Überleister“.

Haben Sie auch so ein Kind? Ein Kind, das nicht will? Missverstanden wird? Helfen Sie ihm! Diese Kinder sind meist hochbegabt und werden verkannt. Es gibt Institutionen, bei denen man ihr Intellekt austesten kann. Im Endeffekt landen sie oft bei ADHS und Ritalin.

Mein Sohn hat es geschafft, dass eine Mathearbeit neu geschrieben werden musste. Er ist kein Leistungsverweigerer. Er ist ein Hinterfrager. Ich weiß ja nicht, woher er das hat :-). Er findet Schulstoff Pillepalle. Er hat die Mathearbeit schulstandardgemäß gelöst und zusätzlich andere einfachere Lösungswege aufgezeigt und darunter geschrieben: "Sehr geehrter Herr ....., sie haben bei der Aufgabenstellung gegen das Kommunitativ- und Assoziativgesetz der Mathematik verstoßen. Mich legen Sie damit nicht herein. Ich mache jede Wette, dass meine Mitschüler an der Aufgabenstellung verzweifelt sind".

Lehrerantwort: "Du kleiner Einstein hast mich ganz schön ins Schwitzen gebracht. Deine Lösungen und die Endergebnisse sind richtig. Du bekommst eine Eins, aber wenn du sowas nochmal machst, werde ich es mir überlegen. Ich erwarte eine Unterschrift und ein Gespräch mit deiner Mutter".

Darin steckte eine Drohung. Die Unterschrift bekam mein Sohn von mir sofort. Das Gespräch mit mir bekam der Pauker. Der Notendurchschnitt war miserabel. Die Arbeit ist neu geschrieben worden. Mein Ältester hat Freude daran Aufgabenstellungen zu hinterfragen. Er hat schon mehrere Arbeiten mit seiner Hinterfragerei zum Kippen gebracht. Ich habe immer meinen Karlotto darunter gesetzt, weil ich ihn verstehen konnte. Das macht er nicht für sich, sondern für die anderen, deren Nöte er sieht. Er gibt ihnen gratis Nachhilfeunterricht. Es sieht, woran sie zerbrechen. Sie haben Probleme mit dem Leistungsdruck, häusliche Probleme, psychische Probleme und das Telefon steht selten still. Er erklärt und erklärt und erklärt. Er hat eigentlich ein Lehrergehalt verdient. Es sagt, er wolle dafür kein Geld. Hauptsache, sie kommen alle durch.

Unter einer Arbeit meines anderen Kindes stand: "Du hast das Wort "Agrar" nicht benutzt. Dafür bekommst du einen Punktabzug". Es hat das Wort "Land" benutzt, was ja Dasselbe ist. Ich hatte einen nettes Gespräch mit der Lehrerin und der Punktabzug wurde korrigiert. Das sorgte für eine Zwei.

Eltern, schaut euch die Aufgabenstellungen an und hinterfragt die Lehrerkorrekturen und -kommentare. Den Kindern geschieht oft Unrecht. So viel Zeit muss sein. Wir haben bei den Aufgabenstellungen und Korrekturen schon viele Fehler gefunden und wehren uns freundlich dagegen. Eine Note ist ein anfechtbarer Verwaltungsakt. So weit mussten wir noch nie gehen. Der Aufwand ist zu groß, aber für wen wirklich?

Neben den Underachievern, die sich nicht grundlos verweigern, und den Überfliegern, gibt es die breit schwimmende Masse. Darunter sind viele Mitläufer und Ja-Sager oder sie sind aus unterschiedlichen Gründen überfordert.

Wir und einige andere Eltern durften sogar mal in der Schule antanzen, weil die Kinder angezweifelt haben, ob das vermittelte Wissen in einigen Fächern noch aktuell ist und der Wahrheit entspricht. Ja, wie können sie nur? Das dürfen sie fragen.Freuen wir uns, dass wir teilweise eine kritische Jugend haben. Wir müssen sie unterstützen. Sie haben durchaus recht mit ihren Bildungsstreiks. Zum Thema Zeugnis ein treffendes Lied:

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