Dienstag, 28. Juli 2009

Eine Versicherungskuriosität

Die ROLAND Rechtsschutz-Versicherung bietet ein U-Haft-Package für Manager an:

"Falschbilanzierung, Steuervergehen oder Umweltverstöße – Führungskräfte in Unternehmen können schnell mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Schon diese Tatsache ist unangenehm genug. Sobald jedoch Haftgründe hinzukommen, wird die Situation für den Betroffenen dramatisch. Allein in Deutschland kommen pro Jahr rund 24.000 Personen in Untersuchungshaft. Ein großer Teil davon aufgrund eines Vergehens bei der Ausübung der beruflichen Tätigkeit."

Es ist eine Unverschämtheit, dass man sich wagt Vergehen von Managern zu ahnden. Falschbilanzierung, Steuervergehen, Umweltverstöße begehen sie aus purer Verzweiflung und Existenzangst. Sie brauchen dringend Versicherungsschutz. Das müssen wir alle verstehen.

Ein paar Geschäftsideen für Versicherungen:
Wie wäre es mit einer Schutzversicherung für den "gemeinen" Steuerzahler, dem man wegen jedem Cent auf die Füße tritt? Wehe, man hat aus Unwissenheit oder Vergesslichkeit etwas in seiner Steuererklärung nicht angegeben. Dann schlägt die deutsche Verwaltungsmaschinerie zu, koste es an Verwaltungsaufwand, was es wolle. Man kann dann nur noch auf entgegenkommende humane Sachbearbeiter und ihre Kenntnis der Unschuldsvermutung hoffen. Jeder 2. Steuerbescheid ist falsch.

Wie wäre es mit einer Schutzversicherung gegen die ARGE-Willkür schutzlos ausgelieferter Erwerbsloser und Aufstocker? Wir haben da ein ganz krasses Beispiel. Auch jeder 2. ARGE-Bescheid ist falsch. Derzeit trudeln ihnen die Heizkostenabrechnungen ins Haus. Guthaben müssen zurückgezahlt werden. Wer das nicht weiß, erhält liebreizende Briefe, in denen sofort von Leistungsbetrug und Sanktionen geschrieben wird. Dass sie zurückzahlen sollen, was sie bekommen haben, ist einzusehen. Die Vorgehensweise, mit der sie wie Kriminelle behandelt werden, ist eine Frechheit. Stromguthaben werden als Einkommen angesehen. Stromkosten werden aus dem normalen Regelsatz gezahlt, der ihnen als Grundsicherung zusteht.

Wie wäre es mit einer Bloggerschutzversicherung? Unsere allseits geliebte Familienministerin möchte nach den Wahlen die Internetsperren vorantreiben, berichtet Heise.de. Wer immer noch glaubt, dass es hier rein um kinderpornografische Inhalte geht, darf weiter süß träumen.
Wir möchten eine Schutzversicherung vor
- Fremdeinwirkungen auf unsere Datenbänke und PCs
- Abmahnungen
- Bedrohungen
- Löschungen durch Hoster und Provider
- Unterlassungsklagen
- Anzeigen.

Solche Dinge geschehen, weil wir unliebsame Informationen verbreiten und unsere Meinung äußern.

Glaubt die ROLAND Rechtsschutz-Versicherung, dass man mit den normalen Steuerzahlern, bei denen es sich um wesentlich geringere Beträge handelt und die meist aus Unwissenheit gehandelt haben, glimpflicher umgeht? Wer sich einen Rechtsbeistand und Steuerberater nicht leisten kann und keine Schutzversicherung hat, kann nur noch auf die ehrenamtlichen beratenden Helferlein hoffen, denen man versucht Steine in den Weg zu legen.

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