Montag, 13. Juli 2009

Rentner, die neuen "Sündenböcke"

Die Hetzerei der etablierten Medien und der Politiker wird immer unerträglicher. Regelmäßig erscheinen Meldungen oder Studien über "schmarotzende" Arbeitslose, schlecht integrierte Migranten, Probleme im Liebesleben von Paaren, vernachlässigende Eltern und nun sind es die Rentner, d.h. Erwerbstätige werden gegen Arbeitslose, Inländer gegen Migranten, Männer gegen Frauen, Kinder gegen Eltern und Nicht-Rentner gegen Rentner aufgehetzt, "Ossis" gegen "Wessis" oder umgekehrt. Worüber soll man sich mehr monieren: über die berufsbedingten Hetzer, die dafür bezahlt werden oder die Bevölkerung, die darauf hereinfällt?

"Finanzminister Steinbrück (SPD) steht wegen seiner kritischen Äußerungen zur Rentenpolitik in der Kritik. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier und der Sozialverband VdK warnten davor, die Generationen gegeneinander auszuspielen."
Wie gut die Hatz funktioniert, beweisen die meisten Kommentare zu dem Thema bei Welt.de. In anderen Foren liest sich das nicht besser.

Die Rentengarantie ist das Versprechen die Renten nicht zu kürzen. Ob dieses Versprechen nach den Wahlen eingehalten wird und das Gesetz nicht wieder nach den Wahlen geändert wird, steht auf einem anderen Blatt. Worüber regen die Leute sich also auf? Nach den Wahlen wird vermutlich gekürzt und erhöht, was geht. Wenn ein Politiker für die Rentengarantie ist, tut er das, weil er die Wählerstimmen der Rentner möchte. Wenn ein Politiker gegen die Rentengarantie ist, tut er das, weil er die Wählerstimmen der Nicht-Rentner will.

Ein ganz wichtiger Aspekt: die Renten sollen bei sinkenden Löhnen nicht gekürzt werden. Voraussichtlich wird weiter die Niedriglohnpolitik betrieben. Wenn die Löhne aber wieder steigen sollten, sollen die Renten nicht mitsteigen. Je mehr die Löhne sinken, desto mehr Veranlassung hat man die Arbeitslosenbezüge zu senken. Das gibt ganz viele Nullrunden für viele Menschen. Wenn dann noch die MWST erhöht wird, können viele im wahrsten Sinne des Wortes den Gürtel enger schnallen, weil sie eine Zwangsdiät machen dürfen.

Ein kleiner Renten"abriss": der Rentenverlauf wurde durch die Kriegsjahre gestört. Nach der Währungsreform musste er wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Das Verschulden kann man damals und heute nicht den Versicherten geben. Durch den Krieg konnten die Versicherten nicht in die Rentenkasse einzahlen. Die Rentenlücken sind durch Steuermitteln nicht geschlossen worden. Für eine sichere Kapitalisierung der Einlagen wurde nicht gesorgt, sonst hätte sich die Rentenversicherung wahrscheinlich selber tragen können. Die Politik hat ihre Klauen nicht aus den Rentenkassen gelassen.

Die Regierungen Kohl und Schröder haben wegen des drohenden demografischen Ungleichgewichts Überschüsse aus der Rentenkasse abgeschöpft und die Rentenkasse durch versicherungsfremde Leistungen zusätzlich belastet. Für das Rentenumlageverfahren muss der Steuerzahler trotz des Generationenvertrags immer noch jährlich ca. 80 Milliarden Euro zuschießen.

Eine saubere Rentenpolitik wäre für den Staat und den Steuerzahler billiger geworden. Wir hätten heute kein Rentenproblem und die Rentner müssten sich nicht noch im letzten Lebensabschnitt von irgendwelchen Polithanseln, selbsternannten Experten und ihren Mitbürgern diskriminieren und anfeinden lassen. Vielleicht kommt ja bald noch die Idee Alte, Kranke, Gebrechliche und Arbeitslose als unnützen Kostenfaktor kostengünstig zu entsorgen.
Es wird so getan, als seien die jetzigen Rentner "schuld" an der Rentenmisere für die nächsten Generationen.

Man geht lieber hin und zahlt Milliarden an verantwortungslose Banken und Unternehmen, sichert ihnen Gewinne und schiebt ihnen Boni in den Hintern. Man unterstützt 1-Eurojobs, Zeit-, Kurz- und Leiharbeit, anstatt den Bürgern und Kindern dieses Landes ein menschenwürdiges Leben zu bescheren, in dem man für faire Bildungsbedingungen und ausreichend Ausbildungsplätze sorgt, für Arbeitsplätze, die einem einen passablen Lebensunterhalt bescheren und für Renten, die den Rentnern einen menschenwürdigen Lebensabend gewähren.

Das Ganze ist verbunden mit einem riesigen kostenintensiven Verwaltungsapparat. Die Schuld wird von einem auf den anderen geschoben. Von der eigenen Schuld wird abgelenkt und DAS VERKLÄRTE VOLK fällt größtenteils darauf herein. Nach den Wahlen dürfen wir alle "bluten" und das Gericht zahlen, das die Herrschaften angerichtet haben. Sie haben ihre Bezüge sicher und werden in einem hoch dotierten Pöstchen unterkommen und kaufen lieber vorher für Mrd. 400 Pumapanzer.

Da regen die Leute sich auf, dass Arbeitslose auch die Abwrackprämie beanspruchen dürfen. Hier geht es um das Prinzip der Gleichbehandlung. Wer auf Hartz IV ist, hat nicht mehr viel übrig und ihnen gewährt kaum jemand Kredit, außer irgendwelche unseriösen Nepper, Schlepper und Bauernfänger. Nicht ohne Grund regen Politiker dazu an für die private Alterversorgung selber zu sorgen. Sie wissen genau, was kommt. Wenn man vorgesorgt hat und arbeitslos wird, muss man das unter Verlusten aufbrauchen.

Diese ganze Hatz fördert den Mangel an Solidarität unter den Menschen und das ist auch so gewollt. Ach, was rege ich mich auf.....Jetzt komme mir bloß keiner mit: ich kenne aber einen....

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Nun, leider ist der Horizont der meisten Teilnehmer des "Volkes" zu niedrig, um die wirklichen Bestrebungen der Politiker zu erkennen. Desweiteren scheint mir, daß kaum einer die wirklichen Probleme erkennt (Wachstum, Energie, Geld), denn der Kapitalismus beruht auf Wachstum, und Bäume wachsen nicht in den Himmel. Beim Thema Renten müsste man bei einem egoistischen Herrn Adenauer anfangen. Das Problem ist aber ohne Änderung des Systems nicht lösbar, denn wie sollen die 10%, welche später noch Arbeit haben, mit Ihren Umlagen die anderen 90% versorgen ?