Montag, 25. August 2008

Moderne Sklaverei

Nachdem ich in den letzten paar Tagen Berichte über die Praktiken der ARGE und der Jobcenter geschrieben habe, nehmen wir uns die Zeitarbeitsfirmen vor. Ein Zeitarbeiter berichtet, dass er für 161 Arbeitsstunden 600 Euro bekommt. Seine fest angestellten Kollegen sollen das Doppelte bekommen. Das ist ja auch nicht die Welt, aber immer noch besser. Das motiviert bestimmt, so einen Job anzunehmen. Reinigungskräfte verdienen i.d.R. mehr.

Wie will man mit 600 Euro seine Miete, Strom, Telefon und seinen Lebensunterhalt zahlen können? Die meisten Hartz-IV-Empfänger bekommen mehr Geld. Dieser Fall ist kein Einzelfall laut der Initiative 'Gütesiegel Zeitarbeit' und wenn ich mich durch Foren und Kommentare lese, in denen Betroffene von ihren Schicksalen berichten, brauche ich die Angaben von Initiativen nicht anzuzweifeln. Von 8.000 Leiharbeitsfirmen in Deutschland soll die Hälfte die Not der Menschen ausnutzen.

Merkwürdig, bis vor ein paar Wochen wurden Arbeitslose vorzugsweise von den Medien als Faulenzer oder Sozialschmarotzer dargestellt. Man pickte sich die Negativbeispiele heraus. Dank Sat1 gibt es nun eine Fahndungssendung für Hartz-IV-Sünder. Das nährt die längst bestehenden und in die Köpfe gezimmerten Vorurteile. In den letzten Wochen geht der Trend dazu über kritischer über gewisse Machenschaften zu berichten. Das gab auch Zeit, liebe Medien.

Ich kenne selber einige Hartz-IV-Empfänger. Sie haben alle eine qualifizierte Berufsausbildung und werden in die 1 €-Jobs oder in die Zeitarbeitsfirmen geschickt. Das Dumme ist, wenn sie eine Möglichkeit haben, irgendwo einen Job zu bekommen, hängen sie in diesen von der ARGE oder den Jobcentern vermittelten Jobs oder irgendwelchen Maßnahmen fest, weil sie an die Laufzeit gebunden sind. Daran muss sich schleunigst etwas ändern. Ich vermute, das differenziert von ARGE zu ARGE und hängt sicherlich von der Flexibilität der Sachbearbeiter und den Leitern ab. Ich kenne Fälle, da haben die Leute in Eigeninitiative einen 400 Euro-Job oder einen hoffnungsfrohen Dauerjob gefunden und die ARGE bestand darauf, dass sie eine Maßnahme absolvieren müssen. Sind sie noch gescheit? Diese Menschen wollen den Staat entlasten und nicht länger auf ihn angewiesen sein und werden bestraft.

Ich würde mir wünschen, dass Betroffene über ihre Erfahrungen bei Zeitarbeitsfirmen, in Call Centern, als 1 €-Jobber und wie sie von der ARGE und den Jobcentern behandelt wurden, berichten. Sie dürfen gerne bei uns in unserem Blog Kommentare schreiben. Sie müssen sich nicht mit ihrem Namen outen. Daraus würde ich, wenn ich genug Info's habe, einen Tatsachenbericht machen. Selbstverständlich berücksichtige ich auch Positivberichte. Einverstanden?
Hier der Link aus Newsticker mit 'Fallbeispielen' aus verschiedenen Sichtweisen:
http://www.derNewsticker.de/news.php?id=38530

Wir dürfen nie vergessen, dass was die Erwachsenen erleben, kann auch unsere Kinder treffen, wenn sie nach Absolvierung der Schule keine Jobs, keinen Ausbildungsplätze bekommen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Verwechseln Sie nicht den Brottolohn mit dem Nettolohn.

aber prinzipiell haben Sie recht. Der Verleiher ist nichts weiter als ein moderner Sklavenvermieter, er verdient an jeder Stund nicht unerheblich, bei immer ausgedünnteren gesetzl. Vorgaben die er einzuhalten hat.

Schwalbe hat gesagt…

Ups, sie haben Recht. Bei den 600 € muss es sich um den Nettolohn handeln, weil von einem überwiesenen Betrag die Rede war. Deswegem habe ich den Satz mit dem Stundenlohn entfernt. Mea culpa, sorry. Bei den anderen im Taz-Artikel angegeben Zahlen gehe ich von Bruttozahlen aus. Für den Bürger ist entscheidend, was unterm Strich übrig bleibt und das ist bei den Abzügen die wir haben nicht viel. Meines Wissens bekommen die Zeitarbeitsfirmen das Doppelte oder Dreifache von den Firmen pro Arbeitsstunde. Diese Halsabschneider. Und danke für den Hinweis.