Donnerstag, 28. August 2008

'Bürgerjournalismus'

Alle paar Wochen stürzt sich die Presse auf die 'böse' Bloggerszene. Sie versuchen die Blogger als Dilettanten zu bezeichnen. Die wenigsten Blogger sind Didaktiker oder Journalisten. Ich gehe davon aus, dass sie den Anspruch nicht haben. Die Bloggerszene konnte nur deshalb entstehen, weil die Bürger gemerkt haben, dass die Medien einseitig berichten, entscheidende Dinge in der Berichterstattung 'vergessen' werden, wichtige Themen vernachlässigt oder wenig behandelt werden. Frei nach dem Motto: das Volk darf zwar alles essen, aber nicht alles wissen.

Dass die Blogger die gleichen Fehler wie die Presse machen, ist nicht abzustreiten. Vor Einseitigkeit sind wir alle nicht gefeit. Der Vorteil bei den Blogs ist aber, dass die Kommentatoren meistens ergänzen, was der Schreiber vergessen oder übersehen hat und die Blogger diese Anregungen und die Kritik einstellen. Gerade durch die Ergänzungen in den Kommentaren kommt eine Fülle von Informationen zustande. So wie ich der Presse noch längst nicht alles glaube, was sie schreibt, handhabe ich das bei den Politikbloggern. Aus den vielen verschiedenen Informationen (Presse und Blogs) und den automatisch eingebauten Meinungen, muss sich jeder selber die entscheidenden Info's filtern und für sich verwerten und bewerten.

Indem die Presse Online gegangen ist, hat sie sich selbst ein Bein gestellt und ihre eigene Konkurrenz geschaffen. Bei den leerer werdenden Konten und Geldbörsen, bedingt durch die enormen Lebensmittel- und Energiekosten, wundert es nicht, dass die Menschen sparen und ihre Info's gratis aus dem Netz beziehen. Die Schuld einseitig den Bloggern zuzuweisen, wäre falsch.

In einem Artikel in 'Zeit online' bestätigt sich das, was ich in meinem letzten Beitrag zu dem Thema ironisch angedeutet hatte. Die 'seriöse' Presse fürchtet die Bloggerkonkurrenz. Die Auflagenzahlen der Tageszeitungen gehen kontinuierlich zurück. Wenn die Auflagenzahlen zurückgehen, gehen auch die Werbeeinahmen zurück. Als Beispiel wird die 'Huffington Post' genannt. Aus diesem Blog hat sich eine Internetzeitung in USA gemausert mit ca. 5,5 Mio. Lesern mit deftigen Werbeeinnahmen. Lest selbst:
http://www.zeit.de/2008/34/01-Gedrucktes-Wort

In vielen Ländern wird der Ruf wach, eine eigene landesweite Internetzeitung zu gründen, die der eigenen Presse das 'Fürchten' lehren und ihre Auflagenzahlen noch mehr schwächen könnte.
Es ist sehr beliebt den Bloggern ein Aufmerksamkeits- und Mitteilungsbedürfnis oder eher Syndrom zu unterstellen. Natürlich wollen die Blogger die Leser erreichen, genau wie die Presse auch. Allerdings werden die Blogger dafür nicht bezahlt. Sie schreiben gratis und manch einer verdient sich etwas mit Werbung, Web-Shops, dem eigenen Merchandising dazu, um die Kosten zu decken. Die Presse und das TV leben dagegen von ihren enormen Werbeeinnahmen. Niemand kann einem Blogger vorschreiben, welcher Themen er sich annimmt und (noch) werden sie nicht zensiert.

Die 'Spreegurke' nimmt sich des Zeit-Artikels kritisch an, führt die Geschichte der Medien auf und verschont auch die Bloggerszene nicht. Warum auch? Wir kritisieren die Presse ja ebenfalls. Gleiches Recht für alle. Was dieser Autor über den 'Bürgerjournalismus' schreibt, gefällt mir wesentlich besser, weil er die Dinge mehrseitig betrachtet.

Zu den Rechtschreibfehlern: wir haben keinen Layouter, keinen Lektor und die Rechtschreibprogramme sind meist nicht auf dem korrekten Stand. Führende Tageszeitungen nehmen sich die Freiheit heraus nach der alten Rechtschreibung zu schreiben. Nach der Reform der Reform der Reform der Rechtschreibreform finde ich das gerade für die Schulkinder, die nach der neusten Rechtschreibreform lernen, äußerst irritierend. Die Erwachsenen, die sich umstellen müssen, weil sie nach der alten Rechtschreibung gelernt haben, verlieren erst recht den Überblick. Allgemein fällt mir auf, dass der deutsche Genitiv vernachlässigt wird und durch den Dativ ersetzt wird. Das ist schade, denn der Dativ als Genitiversatz liest sich holprig.

Einen Trost haben die Blogger: wenn sie nicht mehr gelesen werden, haben sie keine Umsatzeinbußen, weil die meisten mit ihren Einnahmen nur ihre Kosten bestreiten.
Ich schließe mich einem Kommentator an, der glaubt, dass sich auf Dauer das Gute am Markt durchsetzen wird, aber nicht alles, was sich durchsetzt, gut ist.
Die Spreegurken-Kritik:
http://spreegurke.twoday.net/stories/5151179

Die Trommelschläge lassen erkennen, dass das Internet zukünftig zensiert und eingeschränkt werden soll. Wenn wir nicht mehr bloggen können, wie uns beliebt, können es künftig unsere Kinder nicht. Dann ist es vorbei mit der Meinungs- und Schreibfreiheit.

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