Sonntag, 24. August 2008

Anklage gegen den Leiter eines Jobcenters wg. des Einsatzes von 1 €-Jobbern in einem Altenheim

Das ist eine gute Nachricht am Sonntag. Es wurde Anklage erhoben gegen den ehemaligen Leiter eines Jobcenters, weil er 1 €-Jobber in einem Altenheim eingesetzt hatte. Wir denken uns nichts Böses dabei, dass ihm auch die Geschäftsführung des Heims unterlag. Die Aussage seines Anwaltes läßt hoffen, der meint, wenn es zu einer Verurteilung käme, müssen alle Jobcenter-Leiter angeklagt werden. Man kann daraus auch ein Schuldeingeständnis deuten.
Die Staatsanwaltschaft ist der Meinung, dass die Jobs nicht hätten bewilligt werden dürfen. Wer glaubt, dass die Arbeitslosen nur zum Vorlesen oder Händchenhalten eingesetzt werden, der irrt. Sie erfüllen die klassischen Tätigkeiten, die in einem Altenheim verrichtet werden müssen. Dieser Missbrauch betrifft auch Zivildienstleistende. Man bekommt eine kurze Einweisung oder macht einen Erste-Hilfe-Kurs mit ihnen und sie sollen die Arbeiten von qualifizierten Pflegekräften erfüllen.
Hier ist der ausführlichere Artikel zu dem Thema:
http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/not-ausgenutzt/

Die Arbeitslosen, die für solche Jobs i.d.R. unqualifiziert sind, arbeiten in Pflege- und Altenheimen, in Krankenhäusern, in Kindergärten und Hortbetreuungen. In allen diesen Berufen trägt man eine besondere Verantwortung für die zu betreuenden Menschen von jung bis alt. Ich will den Arbeitslosen kein Verantwortungsbewusstsein absprechen. Man muss lernen, wie man im jeweiligen Job mit den Menschen umgehen, sie betreuen und beaufsichtigen muss.

In einem Kindergarten z.B. tragen i.d.R. zwei ausgebildete Erzieherinnen die Verantwortung für 25 Kinder. Das braucht gute Nerven. Kleine Kinder können laut, quengelig, bockig, weinerlich sein. Man muss wissen, welche Fantasie Kindergartenkinder haben, wie man sie beschäftigt und den Überblick behalten, wo sie sich gerne aufhalten und verstecken. Man muss ein Händchen haben, wie man mit Kindern zwischen drei und sechs Jahren umgeht. Das lernt man nicht in einem Chrash-Kurs, es sei denn, man ist ein Naturtalent.

Im Krankenhaus muss man z.B. wissen, wie man einen bettlägerigen Patienten handhabt. Wie wasche ich ihn, wie hebe ich ihn behutsam aus dem Bett, wie schiebe ich ihm die Pfanne unter, wie bekomme ich ihn in den Rollstuhl, etc.
Eigentlich dürfen nur öffentliche Einrichtungen die Arbeitslosen 'einstellen'. Die Realität sieht anders aus: auch kirchliche und private Einrichtungen machen davon Gebrauch.
Über das Alten- und Pflegeheimproblem hatten wir schon berichtet.

Er wird immer deutlicher, wie engmaschig der Zusammenhang, die Interessen und die Zusammenarbeit zwischen Jobcentern und der Wirtschaft sind. Die billigen Arbeitslosen werden gezielt von der Industrie, den Heimen und den Erziehungseinrichtungen angefordert. Das bringt Gewinn. Es zeigt zum Einen die Geringschätzigkeit gegenüber den Arbeitslosen und zum Anderen gegenüber den zu betreuenden/pflegenden Personen. Es zeigt uns ebenfalls, dass Arbeit vorhanden ist, die Einrichtungen und die Firmen aber nicht gewillt sind, entsprechende Verdienste zu bezahlen. Die Not der Menschen wird ausgenutzt. Die Ware Mensch. Die Maximierung des Gewinns. Das vorübergehende Verschwinden aus der Arbeitslosenstatistik.
Vielen wird eine spätere Dauerbeschäftigung versprochen, damit sie willig sind diese Jobs anzunehmen. Das sind Hoffnungen, die nicht erfüllt werden, weil der nächste 1 €-Jobber schon eingeplant ist. Somit spielt man auch mit den Gefühlen der Menschen.

Ich hoffe, auf eine 'scharfe' Staatsanwaltschaft.

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