Montag, 28. Juli 2008

Kontaktarmut und Onlinesucht bei Kindern

Englische Forscher warnen davor, dass Kinder, die ihre Kontakte hauptsächlich über das Netz beziehen, die Fähigkeit verlieren oder nicht erlernen, im realen Leben Kontakte knüpfen zu können. Der deutsche Bundespressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte teilt die Meinung der englischen Forscher. Sie glauben, dass Kinder einen Realitätsverlust erleiden, sich selbst durch ihre eigenen Profile falsch einschätzen und keine realen Freundschaften aufbauen können. Wenn Kinder ihre Kontakte nur über das Netz knüpfen, sind diese Gefahren sicher richtig eingeschätzt.

Die pädagogische Forschung (zepf) der Universität Koblenz-Landau weist auf die Gefahr der Onlinesucht hin und auf das Spiel WoW (World of Warcraft) und seine Sucht erzeugende Wirkung.
Warnzeichen sind: Das Kind zieht sich immer mehr zurück und verbringt die meiste Freizeit vor dem PC. Es vernachlässigt Freunde, Hobbies, die Schule, die Mahlzeiten. Es ist übermüdet, gereizt und lustlos gegenüber realen Aktivitäten. Es spricht wenig oder nur noch über den PC oder das beliebte Spiel. Es wird unruhig, wenn es nicht spielen kann.

http://de.news.yahoo.com/aerzte/20080725/thl-jugendliche-verlust-der-sozialen-fhi-72610f6.html

http://de.news.yahoo.com/gp/20080728/thl-krankhaftes-computer-spielverhalten-d343981.html


Auf http://www.onlinesucht.de/
findet man dazu entsprechende Forumsbeiträge, die die Vermutungen der Forscher und Pädagogen bestätigen. Man findet Kinder und Erwachsene, die ihre Sucht beschreiben; verzweifelte Eltern, die nach Rat und Hilfe suchen.
Ein junger Mann schreibt, dass ihn im Internet keiner enttäuschen kann und er seine Ruhe hat vor der 'bösen' Welt da draußen. Eine Mutter schreibt, dass ihr Sohn vor dem PC ißt und sie ihm die Mahlzeiten an den PC bringt. Es gelingt ihr nicht, ihn mit vernünftigen Argumenten zu überzeugen, dass er an den Tisch kommen soll bzw. weniger spielen soll. Über diese elterliche Ohnmacht liest man häufig. Manche Kinder sitzen die halbe Nacht am PC, wenn die Eltern es nicht bemerken und wollen morgens nicht aufstehen, um in die Schule zu gehen. Spiel- oder PC-Entzug führt bei einigen zu Wutausbrüchen und Tobsuchtsanfällen mit Beschädigung des Mobiliars oder anderen Dingen.
Ich kann den Eltern betroffener Kinder empfehlen auf onlinesucht.de Rat und Hilfe zu suchen. Die Tipps lesen sich sehr brauchbar und praktikabel.
Es gibt noch etwas, wovor ich warnen möchte. Die Sides, die die Kinder und Jugendlichen gerne besuchen und in denen sie sich austauschen, eignen sich als Datenschleudern. Die jungen Menschen gehen sehr leichtfertig und naiv mit dem Internet um. Sie veröffentlichen Fotos von sich, verraten sehr viel über sich und ihr Privatleben. Das eignet sich hervorragend, um Profile mit Daten zu erstellen, die an Firmen verkauft werden können. Mit dem, was sie an fremden Texten, Fotos und Videos einstellen, begehen sie oft Urheberrechtsverletzungen. Das kann für die Eltern teuer werden. Ehe man sich versieht, flattert eine anwaltliche Abmahnung ins Haus.
Auch die sexuellen Interessenten sollte man nicht unterschätzen, die sich bevorzugt auf die bei Kindern beliebten Sides begeben. Anhänger alle politischen Strömungen und Parteien haben diesen 'Markt' ebenfalls für sich entdeckt.

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