Donnerstag, 17. Juli 2008

Die neusten Folgen von Hartz IV für Kinder

Die neusten Folgen von Hartz IV sind, dass Hartz-IV-Kinder und ihre Familien für ihr Bemühen, sich in den Ferien Geld verdienen zu wollen, bestraft werden. Sie wollen sich Taschengeld verdienen, sich etwas leisten können. Ein für mich verständlicher Wunsch. Der Ferienverdienst gehört zu den Einkünften der Bedarfsgemeinschaft und wird mit der Regelleistung verrechnet. Ich traute meinen Augen kaum, als ich das las. Eine weitere 'Paradeleistung' des Staates zur Frustration, Demotivation und Desillusionierung junger Menschen. 100 € im Monat dürfen sie anrechnungsfrei verdienen. Was darüber hinausgeht, wird angerechnet, genau wie das Kindergeld, das eigentlich den Kindern gehört, ebenfalls angerechnet wird. Was über 100 € hinausgeht wird zu 80 % angerechnet.
Kinder, die in den Ferien arbeiten gehen, haben unterschiedliche Gründe. Es gibt die, die es nötig haben. Es gibt die, die es tun, weil sie Ansprüche haben. Bei Kindern von Hartz-IV-Empfängern gehe ich vom Nötighaben aus. Gönnt man ihnen keine Verbesserung ihrer Situation, kein Extra'bonbon'? Die Kinder werden in die Arbeitslosensituation entweder hineingeboren oder sie wachsen darin auf. Sie sind weder für ihr Umfeld, noch für die Gründe der Arbeitslosigkeit verantwortlich. Wenn sie in den Ferien arbeiten wollen, wollen sie Verantwortung übernehmen und eine Verbesserung erzielen. Beides kann für sie sehr motivierend sein. Ein Ferienjob kann dazu führen, dass man beim Arbeitgeber positiv auffällt. Es kann eine Chance sein auf einen Ausbildungsplatz oder späteren Arbeitsplatz. Wie sehr will man die Kinder von Hartz-IV-Empfängern noch beuteln? Wenn sie nur 20 % behalten dürfen, wird ihnen sicher die Lust am Ferienjob vergehen. Urlaub und die üblichen Freizeitaktivitäten können sie sich nicht leisten, also hängen sie durch.
Was ist das Ziel? Dass man sie später als Billigstlöhner der Industrie zur Verfügung stellt, damit sie nicht mehr in der Statistik auftauchen?

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,566006,00.htm

Da das noch nicht genug ist: unter bestimmten Umständen müssen Kinder von Hartz-IV-Empfängern Kommunions- und Konfirmationsgeschenke abgeben. Die ARGE darf entscheiden, ob Geldgeschenke angerechnet werden müssen. Kann mir das mal jemand erklären? Bei Sachgeschenken ist damit zu rechnen, dass man sie verkaufen muss, weil man den Wert als Vermögen anrechnen könnte. Die Umstände sind selbstverständlich die Höhe und der Wert. Solche Geschenke können den Kindern helfen sich eine Ausbildung zu finanzieren, wenn die Eltern es sich nicht leisten können. Abhängig ist das Ganze von Behördenwillkür. Würden sie den Verdienst und die Geschenke nicht angeben, machen sie sich wegen Betrugs strafbar bzw. Leistungsverkürzung droht.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,476498,00.html

Die Folgen des Angewiesenseins auf Billignahrung sind Übergewicht und ungesunde Ernährung. Nein, verhungern müssen sie nicht, aber sie werden auf Verzicht und Folgekrankheiten vorbereitet.

http://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/news/ernaehrungsmaengel_aid_68538.html

Ich verweise auf den Beitrag über die Hartz IV-Schule:
http://kinder-alarm.blogspot.com/2008/07/kinder-und-bildung.html

Wie heißt der Slogan der Sozialpolitik: Fördern statt Fordern. Diese beiden Begriffe wurden nicht zufälligerweise verdreht?

http://www.lpb-bw.de/aktuell/hartz_iv.php

Auch hier schreibe ich: man kann eine Krankheit nicht dauerhaft heilen, wenn man nur die Symptome behandelt. Man muss versuchen die Arbeitslosigkeit und die Niedriglöhne in den Griff zu bekommen. Sind unsere Politiker daran überhaupt interessiert mit ihren schöngefärbten Arbeitslosenzahlen? Die Hälfte der Arbeitslosen erscheinen nicht in der Statistik. Die wahre Zahl ist über 6 Mio. Die Tage habe ich einen Bericht im TV gesehen über die unterschiedlichen Verdienste im In- und Ausland am Beispiel von Krankenschwestern, Lokführern und Schreinern. Im Ausland (die Beispiele waren aus Irland und der Schweiz) verdienen diese Berufsgruppen doppelt oder dreifach so viel. Die Entwicklung in Deutschland ist erschreckend. Viele Leute sind trotz Job auf staatliche Unterstützung angewiesen. Das ist der Aufschwung. Ich überlege mir immer noch, was unsere Kanzlerin damit gemeint hat? Der Preisaufschwung, der Gewinnaufschwung der Unternehmen, Negativstimmungsaufschwung?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Zu den Geldgeschenken kann dieses hilfreich sein:

http://www.sozialticker.com/mustervorlage-fuer-den-nachweis-einer-zweckgebundenen-einnahme-bei-geldgeschenken_20080318.html

Daher nicht alles gefallen lassen !

Brigitte hat gesagt…

Danke, genau nicht alles gefallen lassen. Aber leider fehlt manchen der Mut dazu.